Tour 1: Von München nach Cortina d’Ampezzo
 

                  Wer reisen will,
                  Der schweig fein und still,
                  Geh steten Schritt,
                  Nehm nicht viel mit,
                  Tret an am frühen Morgen,
                  Und lasse heim die Sorgen.
                   

                        Philander von Sittewald, 1650

Diesen, auch für alpenüberquerer mit dem Mountainbike, passenden Spruch habe ich in einem alten “Baedeker” Reiseführer aus dem Jahre 1890 gefunden. Die Sorgen bleiben aber ganz von alleine daheim, da der Blick bei einer Mehrtagestour immer nach vorne gerichtet ist und mit jeder Etappe weiter entschwinden.
Dagegen kommen ganz andere Überlegungen in den Vordergrund, wie z. B. ob das Wetter hält, oder die zusammengestellten Passübergänge bewältigt werden können. Und dazu kommt dann die Vorfreude auf einsame Wege, schöne Bergpanoramen und das Erleben von sehr unterschiedlichen Landschaften.

Bei meiner ersten Tour beginnt die Fahrt noch ganz gemütlich auf den Radwegen südlich von München, vorbei am Starnberger See hin zu den ersten Bergen. Mit jedem Kilometer in Richtung Berge verändert sich die Landschaft in Richtung einer Postkartendylle von Oberbayern hin. Veränderungen die man nur mit dem Fahrrad bemerkt, denn mit dem Auto ist man zu schnell, zu Fuß aber zu langsam.

Und so kommt es, dass eine Autofahrt von etwas mehr als einer Stunde die erste Tagesetappe einer Alpenüberquerung ist. Noch schnell den ersten Pass (Kesselberg) nehmen und es ist geschafft.

Nach dem etwas verkehrsreicherem Kesselberg ist der Anfang des zweiten Tages von der Stille und Einsamkeit auf dem Weg über den Galgenwurfsattel geprägt. Dabei traumhafte Blicke hinunter zum Walkende.
Dann weiter über den Sylvensteinspeicher zum Achenpass und hinunter zum Achensee zum Etappenziel.

Am Achensee geht es weiter an einer wenig befahrenen Nebenstraße und dann hinunter nach Jenbach. Dort wird dann der Inn überquert. Wieder ein neues Landschaftsbild: der breite Inn, die Berge etwas im Hintergrund.
Aber bald geht es wieder vom Inn weg und hinein ins Zillertal. Herrliche Radwege an der Zillertaler Ache, die Eisenbahn dampft im Hintergrund. Der Weg bis Mayrhofen ist sehr leicht zu fahren, da der Talboden nur sehr leicht ansteigt.

Am nächsten Morgen geht es nun hinauf zum Pfitscher Joch. Bis zum Schlegeisspeicher führt eine als Radweg ausgeschilderte Straße in Serpentinen und durch Tunnel hinauf zum Stausee. Vorbei an den unvermeidlichen “Touristen”-Hütten mitsamt ihrem Kitsch führt dann der anfangs noch fahrbare Weg hinauf zum Pfitscher Joch. Doch bald wird der Weg zur holprigen Schiebe-, oder Tragestrecke. Wanderer können diesen Weg in einer Stunde gehen, ich dagegen habe drei Stunden, bei brütender Hitze, gebraucht. Dafür wird man aber mit tollen Ausblicken auf den Olperer belohnt. Oben auf dem Joch sieht der erschöpfte Mountainbiker dann kleine Gletscherseen und auch den Gletscher (das Stampflkees).
Doch nach all den Strapazen des Aufstiegs folgt nun die wunderschöne Abfahrt hinunter ins Pfitscher Tal. Von Sterzing aus geht es weiter auf der Brenner-Bundesstraße am Spätnachmittag bis Vahrns bei Brixen.

Die vorletzte Etappe führt auf dem Radweg, durch das eher einem Mittelgebirge ähnelnde Pustertal, bis St. Lorenzen.

Nach der ruhigen, im Talboden des Pustertales verlaufenden Strecke, geht es am letzten Tag der Alpenüberquerung in die fantastische Landschaft des Vigiler Tals mit seinen steilen Wänden. Nach der Perdú-Hütte steigt dann der Weg sehr steil an und führt über die Sennes-Hütte, mit tollen Ausblicken auf die Berge des Prags-Sennes-Naturparks.
Die Abfahrt vorbei an der Malaga Ra Stua führt bis zur Bundesstraße. Und weiter geht es zum Ausklang der Tour auf dem Bahnweg bis zum Endpunkt der Alpenüberquerung  nach Cortina ´d Ampezzo.

Routenbeschreibung:

1. Etappe:
München -  Gauting - Starnberg - Berg - Penzberg - Kochel - Kesselberg - Walchensee

2. Etappe:
Walchensee - Galgenwurfsattel - Vorderriß - Sylvensteinspeicher - Achenpass - Achensee

3. Etappe:
Achenkirch - Jenbach - Strass im Zillertal - Zell am Ziller - Mayrhofen

4. Etappe:
Mayrhofen - Schlegeisspeicher - Pfitscher Joch - St. Jacob in Pfitsch - Sterzing - Franzensfeste - Vahrn

5. Etappe
Vahrn - Neustift - Mühlbach - St. Lorenzen

6. Etappe:

St. Lorenzen - St. Vigil - Rif. Pederu - - Rif. Sennes - Malaga Ra Stua - Cortina ´d Ampezzo

Landkarte München - Cortina

(c) 03/2002 by Gerhard Hagl
www.alpenueberquerungen.de
Das Befahren der Routen erfolgt auf eigene Gefahr, jede Haftung ist ausgeschlossen. Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, daß vorgeschlagene Wegabschnitte einem allgemeinen Fahrverbot oder nur für Fußgänger zugelassen sein können. Für die Begehung von Ordnungswidrigkeiten in diesem Zusammenhang wird nicht gehaftet.[zurück]