Tour 3: Montreux - Locarno (Gletschertour)
Wenn bei einer Alpenüberquerung eine Route dreimal in Gletschernähe vorbeiführt, kann dies eigentlich nur in der Schweiz passieren. 397 km durch die vielleicht schönste Gebirgslandschaft der Welt, abwechslungsreich , faszinierend aber auch sehr anstrengend zu gleich.
Bei bestem Wetter beginnen wir unsere Reise in Montreux, unserem letztjährigen Endpunkt. Doch diesmal fahren wir den Col de Jaman in die umgekehrte Richtung hinauf. Die Auffahrt zieht sich aber ziemlich hin. Vor Caux in einer Kurve steht auf einem Verkehrsschild 20% Steigung. Doch anstatt wie erwartet, endlich flacher zu werden, bleibt die Steigung ziemlich lange so steil. Erst kurz vor der Passhöhe flacht die Straße etwas ab. Wir beschließen, nicht zum Etappenziel Gsteig zu fahren, sondern schon in Chateau `d Oex unser Zelt aufzuschlagen.
Am nächsten Tag ist anfangs wieder schönes Wetter. Wir fahren auf dem Radwanderweg über Gstaad nach Gsteig. Kurz vor Gsteig beginnt ein Gewitter. Wir flüchten unter ein Vordach eines Stadels. Als nach einiger Zeit der Regen nachlässt, fahren wir weiter ins Dorf hinein und machen erst einmal Pause in einer Pizzeria, denn oben am Pass regnet es noch. Allmählich bessert sich das Wetter wieder uns so fahren wir wieder weiter. Doch bald wir der Weg so steil. Jetzt ist schieben angesagt. Dann kommt uns auch noch ein Wanderer entgegen und rät uns ab von unserem Vorhaben. Aber was sollen wir tun? Den Pass umfahren? Eigentlich nicht möglich, also weiter mit schieben. Der Pass will kein Ende nehmen.
Man sieht nur eine Wand, wir wissen überhaupt nicht wo der Weg weiter oben weiterführt. Und beim Blick zurück sehen wir noch nach Stunden den Stadel und die Pizzeria, wo wir eine Rast eingelegt hatten. Dann wird der Weg auch noch etwas ausgesetzt. Na wunderbar. Das Wetter schaut auch nicht mehr so besonders aus, bald wird es zu regnen beginnen. Also weiter mit schleppen. Doch dann haben wir es geschafft. Wir sind oben, aber total erschöpft. Daher beschließen wir nicht noch weiter zu fahren, sondern oben auf der Hütte zu übernachten. Es ist eigentlich keine Hütte, eher eine Ranch, macht aber nichts. Am nächsten Tag ist an ein weiterfahren nicht zu denken. Dauerregen hat eingesetzt.
Endlich geht es am vierten Tag weiter. Nur noch ein kleines Stückchen bergauf zur eigentlichen Passhöhe des Col de Sanetsch (2002m) müssen wir noch radeln. Der Gletscherblick entschädigt für die ganze Anstrengung der letzten Tage. Die Fernsicht ist atemberaubend, und dann noch die Vorfreude auf die Abfahrt.
Ein unbeleuchteter Tunnel ist die nächste kleine Hürde. Kein Problem denken wir, dann nehmen wir einfach unser Beleuchtungsset und fahren einfach weiter. Doch im Tunnel ist es so dunkel, dass man sogar mit der Lampe nichts sieht außer einem kleinen Lichtkegel. Also ist wieder einmal schieben angesagt. Mindestens eine Stunde lang nicht treten müssen - einfach nur laufen lassen - wunderbar! Unten in Sion angekommen geht die Reise weiter entlang der Rhone. Da dies relativ einfach geht, können wir auf eine geplante Übernachtung zwischen Sion und Brig verzichten.
Brig ist nun für zwei Tage unser Basislager, da wir nun die Stichtour hinauf zum Aletschgletscher fahren. Es ist ein schönes Gefühl einmal ohne der ganzen Ausrüstung zu radeln. Ein toller Ausblick auf den Gletscher ist der Lohn für die Mühe.
Wieder zurück in Brig geht es am nächsten Morgen weiter in Richtung oberes Rhonetal. Ab Ulrichen beginnt dann die Straße zum Nufenenpass. Obwohl geteert, hat es der Pass ganz schön in sich. Ganz beständig quält man sich Serpentine für Serpentine hinauf. Kurz vor der Passhöhe geht es rechts weg zum Griespass. Am Anfang noch fahrbar dann aber bald müssen wir schieben. Hier oben sind noch Schneereste vom schlechtem Wetter im Juni übrig.
Leider ist die Sicht auf den Gletscher nicht so toll, weil das Wetter schlechter wird und immer mehr Wolken sich zusammenziehen. Beim anschließenden Abstieg in das italienische Val Formazza beginnt es dann leicht zu regnen. Der Abstieg ist jetzt genauso steil wie der Aufstieg zum Col de Sanetsch. Nur hinunter geht es doch leichter. Zu meinem Glück ist es auch der Weg nicht so ausgesetzt. Bald sind wir dann vor dem Lago di Morasco auf den Fahrweg gestoßen.
Wo genau im Pomatt (walserdütsch für Val Formazza) wir dann übernachten, wissen wir nicht, da nirgends Ortsschilder aufgestellt sind (Ponte, Valdo oder ...).
Die letzte Etappe führt aus dem Tal hinaus in Richtung Domodossola. Wir fahren aber nicht hinein sondern bei Ponetto durch das Centovalli über den Wallfahrtsort Sta. Maria Maggiore hinunter nach dem Zielort Locarno.
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